Wie schrieb ich noch im letzten Bericht? “Heiße Nummer!“. Eher heiße Luft, könnte man angesichts meiner Schreibpause meinen. Es war einiges los, in dieser Pause… Und das mit der heißen Nummer ist tatsächlich so, wenn auch nicht von uns geplant. Nach dem Besuch des doch sehr kommerziell-toursistischen Weihnachtsdorfs bei Rovaniemi freuen wir uns auf eher authentische polare Erlebnisse. Ob der Besuch einer Rentierfarm mit Schlittenfahrtoption das bieten kann?
Oh ja, kann er. Jeder von uns darf selbst einen Rentierschlitten steuern. Nun, kann ja nicht viel passieren, da es ein fester eingezäunter Parkour ist und die Rentiere dafür trainiert wurden.
Wäre da nicht ein durchgeknallter Teenager mit akuter Gefühlsschwankung. Er schert aus, überholt grund spielt mit seinem Geweih auf dem Rücken der Vorausfahrenden das Lied vom großen Rentierschrecks. Nun, wir habens alle überstanden – wenn auch mit mehr Action als gewollt. Reinhard hat heldenhaft gefilmt – ich werde seine Aufnahmen extrem heldenhaft im nächten Live-Vortrag präsentieren.
Rentierfahrt überstanden, die Weiterfahrt gen Norden bei klarem Winterwetter läuft.
Finnisch Lappland, 200 Kilometer nördlich vom Tourirummel in Rovaniemi. Die Campingplätze haben tatsächlich Strom – und sind manchmal einfach traumhaft gelegen.
Mitten in einem Nationalpark nächtigen wir im Klitzerpulverschneevollmondwald. Klirrend kalt, windstill, wunderbar.
Selbst bei vollstem Vollmond sind sie da. Wunderbar anzuschauen und sich dann ins warme Womo zu begeben. Wer ein großes Dachfenster hat, kann innen weiter staunen.
Weiter gen Norden, auf zur norwegischen Grenze. Es sind noch 3 Fahretappen bis zum Nordkap, dessen Zufahrt derzeit wegen Sturm gesperrt ist. Orginelle samische Restaurants entlang der Strecke sind meist noch zu – wohl der Pandemie geschuldet. Nächste Toour kehren wir hier ein und genießen Kaffee, Tee und Kuchen.
Die normalen Supermärkte sind natürlich offen. Der letzte finnische Markt vor der norwegischen Grenze. Neben etwas weniger teurem Bier als in Norwegen können hier auch ausgestopfte Füchse gekauft werden. Alter Finne, echt krass.
Norwegen bei Karasjok, dem Zentrum der Samischen Kultur. Wir verweilen einen Tag in Karasjok, besichtigen die Welt der Samen und reisen dann weiter weiter gen Nordwesten – stets das Nordkap im Visier. Soll heute wieder geöffnet sein.
Saukalt und superklar war es in Karasjok – wieder ein tiefer 20er.
Wir queren die Weiter der polaren Tundra – Der Zauber des winterlichen Hohen Nordens.
Das Nordkap ist nah. So nah wie noch nie.
Und statt mit Geleitschutz im Konvoi können wir selbst hoch fahren.
Der Wind ist die Herausforderung. Mit Schnee zugewehte Straßen sind unpassierbar. Zur Zeit weht es nicht.
Die Sonne taucht die Nordkapinsel in ein märchenhaftes Licht.
Da. Da sind wir. Da, wo sonst sich Touribusse stapeln, kann in alle Ruhe womogeselfiet werden. Allein, sozusagen.
Fast allein. Tatsächlich haben drei Bussse einen kleine Schar von Kreuzschifffahrtbesuchern gebracht.
Wir sind alle da, alle oben und haben bald das Nordkap für uns wieder alleine.
Während die KSFB (Kreuzschifffahrtbesucher) wieder auf dem KS sind, laufen wir in Gerds und Mirkas Icebar zur Hochform auf. Das bisschen Sturm tut der Stimmung keinen Abbruch…
Das bisschen Sturm?… Abbruch? …Nun, die Straße nach untern sieht nicht mehr so aus wie vor ( Stunden, als wir angekommen sind.
Verflixt, es ist passiert. Sturm und Evakuierung mitten in der Nacht. Nun, irgenwie waren wir auch drauf eingestellt. Winter auf dem Nordkap ist wie vieles andere im Leben, nicht genau planbar. Das macht Abenteuer aus. Ob wir es herunter schaffen oder bis Mai, bis zur völligen Schneeschmelze ausharren müssen, erfahrt ihr im nächsten oder den nächsten 25 Berichten…
Skol
Euer Kostya